German Angst belongs to German Engineering – Ist das Made in Germany noch zu retten?

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In den letzten Wochen lass ich wieder viel über den Begriff der German Angst. So zeigte auch eine Studie des VDI zur Innovationskraft Deutschlands, das 79% einer befragten Expertengruppe der Meinung seien, dass wir das traditionelle bzw. industrielle Modell „Made in Germany“ stärker hinterfragen müssen.

Tatsächlich denke ich, dass das Thema German Angst sehr eng verwoben ist mit der deutschen Arbeitskultur, aber insbesondere auch dem deutschen Ingenieurwesen. Dies muß aber gar nicht immer etwas schlechtes bedeuten. Gerade das Thema Qualitätsmanagement und -sicherung wurden durch die „German Angst“ befördert und oft hat sich das „Made in Germany“ ja eben durch eine gewissen Form der Sicherheit, Robustheit und Haltbarkeit ausgezeichnet.

Die „German Angst“ befördert aber auch noch etwas anderes, was die deutsche Ingenieurkultur und -praxis auszeichnet. Einen gewisser Hang zum „Overengineering“. Sicherlich auch ein Grund, weshalb den „Made in Germany“ Produkten nachgesagt wird, eine höhere Qualität und Haltbarkeit aufzuweisen. Gleichzeitig aber auch die Ursache, warum es so schwer fällt Nutzer- und Kundenorientiert zu entwickeln und in so genannten MVP zu denken.

Aus diesem Grund sollten wir das deutsche Ingenieurwesen und das „Made in Germany“ nicht nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachten, sondern auch mal aus der kulturellen Perspektive. Für mich ist dies auch einer der größten Kulturschätze, die dieses Land hat und die es zu transformieren gilt.

Denn viele Praktiken des digitalen Zeitalters beißen sich mit den „deutschen Ingenieurtugenden“ und deshalb fällt es eben auch diesem Bereich besonders schwer, sich zu transformieren. Jetzt in „Angst“ zu verfallen und insbesondere Tätigkeiten und Budgets im Bereich Innovation einzufrieren, macht die Sache natürlich nicht besser.

Im Anglo-Amerikanischen Sprachraum wird schon seit längerem über eine „Philosophy of Engineering“ diskutiert und auch an Hochschulen neue Wege der Lehre erprobt bzw. geschaut wie sich das Ingenieurstudium insbesondere durch die digitalen Technologien verändert hat. Denn tatsächlich unterscheidet sich die Praxis und Denkweise von Hardware Engineers und Software Engineers fundamental, was sich eben auch auf die Entwicklungspraxis auswirkt – aber dazu an anderer Stelle mehr.