Braucht jetzt jedes Bundesland und Unternehmen sein eigenes Basismodell?
Ganz klare Antwort: NEIN!!!
Das BayernGPT
In Bayern möchte man nun sein eigenes Basismodell (Foundation Model) entwickeln. Durch den Einsatz kontrollierter Trainingsdaten soll das bayerische Basismodell christliche Werte vertreten sowie Transparenz und Vertrauen schaffen. Gleichzeitig möchte man sich natürlich unabhängig machen von großen Playern wie OpenAI. Technologische Unabhängigkeit aka digitale Souveränität finde ich ja erst mal löblich, aber das heißt nicht, dass man jetzt als Bundesland oder als Unternehmen sein eigenes Basismodell entwickeln muß. Technologische Unabhängigkeit bzw. digitale Souveränitat im Bereich der Generativen Ki kann man auch anders erlangen.
Technologische Souveränität in Zeiten von Ki
Wenn man sich als Unternehmen oder Bundesland überlegt mehr technologische Souveränität im Bereich der Generativen Ki zu erlangen, dem würde ich vorschlagen ein Open Source Model am besten ein deutsches (gibt es leider noch nicht) oder europäisches Modell (z.B. Mistral aus Frankreich) und finetuning zu verwenden. Dies reicht in erster Linie, um sich unabhängig aufzustellen. Das Vorhaben ein eigenes Basismodell zu entwickeln, ist sicher ehrenwert und für Deutschland wäre es auch wünschenswert, aber wir haben noch nicht mal wirklich Firmen in diesem Land die das bewerkstelligen können.
Die deutschen Ki Hoffnungsträger
Nyonic eine der großen Ki Hoffnungen in diesem Land ist vor kurzem erst zusammen gefallen bzw. ein Großteil des Gründerteams hat die Firma verlassen, da es einen Richtungsstreit um eben europäische Werte gab. Die andere Ki Hoffnung trägt den Namen Aleph Alpha, machte aber zuletzt nicht unbedingt die beste Figur mit seinem Modell und fällt mehr durch erfolgreiche Finanzierungsrunden auf. Der Geldbedarf ist aber auch kein Wunder, denn die Entwicklung eines Basismodells verschlingt wirklich sehr viel Geld. Aus dem Grund habe ich das Gefühl, dass diejenigen, die mal eben ein eigenes Regierungs- oder Landesregierungs- Basismodell fordern bzw. entwickeln wollen wie eben die Bayrische Regierung, die Technik nicht wirklich verstanden haben. Sie folgen eher dem „Not invented here“ Prinzip/ Krankheit. Mit so einer (Ki) Strategie ist nun wirklich kein Blumentopf zu gewinnen.
Grundvoraussetzungen für den Einsatz von Ki
Viel wichtiger meines Erachtens ist, sich klar zu machen, was man eigentlich für eine Infrastruktur für Ki-Anwendungen braucht. Dies nicht nur im technischen Sinne, sondern auch im Sinne der Kompetenzen. Viel zu lange ist dieser Aspekt in vielen Firmen vernachlässig worden. IT gilt in vielen Unternehmen immer nur als Cost-Center und als „Verhinderer“. Ein Grund warum viele Unternehmen in die Cloud gegangen sind. Ob dieser Schritt wirklich so schlau war und Kosten einspart, das würde ich bezweifeln. Ein sehr schöner Text bzw. eine sehr schöne Rechnung, dass die Cloud eben nicht günstiger ist, kommt von der Firma Ahrefs. Den Text mit dem wunderbaren Titel:“How Ahrefs Saved US$400M in 3 Years by NOT Going to the Cloud“ sollte wirklich mal von jedem CFO gelesen werden. Kompetenzaufbau und Seiteneffekte, die sich durch Geschwindigkeit in Fehlerbehebungen etc. ergeben, sind in dieser Rechnung natürlich nicht mit einkalkuliert.
Cloud weder günstig noch sicher
Also bevor man sich überlegt eigene Basismodelle zu entwickeln, rate ich euch erst mal eure Infrastruktur in Griff zu bekommen bzw. diese entsprechend aufzubauen, um erst mal die Grundvoraussetzungen für Ki Anwendungen zu schaffen. Denn gerade, wenn es um die neue Ki geht, wird man auch Rechenpower und entsprechende Kompetenzen brauchen. Also wer sich nun überlegt mit dem Thema Ki als Unternehmen auseinanderzusetzen, der sollte wirklich schauen, dass er sich die Kompetenzen und Infrastruktur am besten selber aufbaut. Denn mittlerweile sollten wir alle wissen, die Cloud ist nicht günstig und auch nicht sicher – dies haben entsprechende Security Vorfälle in den letzten Jahren gezeigt. Das Stichwort Masterkey sollte wirklich jedem CEO ein Begriff sein, denn es impliziert den Zugriff auf all seine Unternehmensdaten.
Ohne Kompetenzen keine Ki
Gerade bei Unternehmen, die im technischen, industriellen Bereich arbeiten, sollte der Aufbau einer eigenen Infrastruktur und der dazugehörigen Kompetenzen spätestens jetzt durch Ki auf der Agenda stehen. Schon Industrie 4.0 oder IIOT funktioniert nur mit einer entsprechenden Infrastruktur und den entsprechenden Kompetenzen. Viele sind in diesen Bereichen einfach nicht weitergekommen, weil sie beides vernachlässigt haben. Ki wird dieses Thema bzw. diese Lücke noch verschärfen. Zulange wird und wurde IT im Unternehmen nur als Cost-Center gesehen, aber tatsächlich ist sie mittlerweile einer der größten Business Enabler im Unternehmen, diesen Platz und diese Wertschätzung sollte sie zukünftig bekommen. Die Digitalisierung wird nicht mehr verschwinden genauso wenig wie das Thema Ki. Ohne IT wird zukünftig also gar nichts mehr gehen, stellt euch darauf ein.
Der Weg in die technologische Souveränität
Bevor ihr auf die Idee kommt, wie der Bayrische Staat eigene Basismodelle entwickeln zu wollen, fangt erst mal bei einer unabhängigen IT Infrastruktur an und dem Aufbau entsprechender Kompetenzen – das ist für viele schon herausfordernd genug. Lernt eure IT zu verstehen und wertzuschätzen und überhäuft sie nicht noch zusätzlich mit dem Thema Ki ohne ihr mehr Budget und Kompetenzen/ (Wo-)Menpower zuzuweisen.
Gerne unterstützen wir euch bei dem Weg in die technologische Souveränität. Denn wir begleiten schon länger solche Prozesse technologisch und kulturell, denn anders geht es nicht. Einfach nur Hardware und Software zu kaufen macht keinen Sinn. Man muß auch seine Mitarbeiter fortbilden und seine Unternehmensprozesse anpassen, dies war schon Prämisse bei der Digitalisierung und die Generative Ki wird alles noch weiter verschärfen.