Wir brauchen nicht mehr Programmierer, sondern bessere Modelle. – Quit your Technology Job and get a Humanities PhD.

· · · · · · · · · | Philosophie

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Will man Neues entwickeln und tun, braucht es neue Sichtweisen, Gedanken und auch Praktiken. Doch wie kann man diese finden? Wo kann man sich die Inspiration dafür holen?

Lange Zeit gehörte es zum „guten Ton“ eines jeden innovativen CEO aber auch Managers eine Reise nach Silicon Valley zu unternehmen, um sich dort Inspiration zu holen. Aber was machen eigentlich die Leute, die dort vor Ort arbeiten? Wo bekommen sie neue Ideen für ihre Technologien und Produkte her?

Ein mittlerweile schon „oldie but goldie“ ist für mich der Vortrag „Quit your Technology Job and get a Humanities PhD“ aus dem Jahr 2011 von Damon Horowitz. Seinerzeit war er In-House Philosopher und Director of Engineering bei Google. In dem Vortrag erzählt Damon Horowitz wie er in seiner Forschung und Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz nicht mehr weiter kam. Anstatt mit Künstlicher Intelligenz eine denkende Maschine zu erschaffen, hat er nur ein paar schlaue Spielzeuge gebaut.

Ihm wurde klar, dass sein bisheriger Wissensstand und seine technologische Weltsicht ihn einschränkt. Wollte er seine Arbeit wirklich revolutionieren, müsse er verstehen, wie das menschliche Denken funktioniert. Dies war für ihn der Grund, sich mit Philosophie zu beschäftigen.

„In learning the limits of my technologist worldview, I didn’t just get a few handy ideas about how to build better AI systems. My studies opened up a new outlook on the world. (…) I no longer see the world through the eyes of a machine — through the filter of what we are capable of reducing to its logical foundations. I am more aware of how the products we build shape the culture we are in. I am more attuned to the ethical implications of our decisions. And I no longer assume that machines can solve all of our problems for us. The task of thinking is still ours.“

Auch wenn gerade jüngst mit Stable Diffusion und ChatGP3 große Meilensteine erreicht worden sind auf dem Gebiet des maschinellen Lernens. Sie bedrohen nicht unsere menschlichen oder insbesondere kreativen Fähigkeiten. Momentan bauen sie auf den bestehenden Datensätzen auf und sind schlaue, smarte Bild- oder Textgeneratoren oder auch Re-samplingmaschinen wie ich sie gerne nenne. Im Grunde befreien sie uns von vielen repetitiven Aufgaben und setzen auch kreative Impulse bei weniger kreativen Menschen frei. Doch wirklich neue Modelle, Konzepte oder auch Visionen zu entwerfen wird noch für einige Zeit die Aufgabe des Menschen bleiben.  Hierin liegt dann auch gar nicht die Bedrohung, die viele in diesen Technologien sehen, sondern viel mehr eine Befreiung.